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Hier ist herrlich lesen: Hafenmühle Kienitz

Astrid Vehstedt, Jana Weinert, Savitri Hudaks, Reinhard Stöckel (v.ln.r)

Foto (c) Jens Weßel

29. April 2022

von Jana Weinert

Vom Corona-Herbst 2021 war sie auf Ende April 2022 verschoben worden, unsere Anthologie-Lesung „Hier ist herrlich arbeiten“ in der Hafenmühle Kienitz.

Jetzt umgab uns ein Duftgemisch vom Gundermannkraut, Obstblüten und erstem Flieder. Hinter dem Deich zog wie immer die Oder ihre quirlige Bahn, ein hoher Himmel lag über dem frühlingsbunten Land, der Kuckuck rief, Nachtigallen schlugen an. Störche landeten in den satten Wiesen.

Kienitz ist ein Ort mit viel Grün, weiten Horizonten – und mit schwerer Geschichte. Die deutsche Luftwaffe hatte im Januar 1945 den Ort mehrfach beschossen, um die sowjetische Armee aufzuhalten. Bei diesem Beschuss und den darauf folgenden Kämpfen wurde der Ort zerstört und kamen viele Einwohner und Flüchtlinge ums Leben.

Heute ist das einst tausend Bewohner zählende Fischerdorf ein stiller Ort. Auf dem Oder-Neiße-Radweg ziehen von Frühling bis Herbst Radwanderer hindurch. Viele halten am Galerie-Café der Hafenmühle oder an anderen Restaurants und Cafés am Deich, um sich an dem schönen Flecken eine Rast zu gönnen.

Unsere Lesung trug all das auch poetisch und literarisch in sich. Jana Weinert, Astrid Vehstedt und Reinhard Stöckel lasen eigene und Texte von Kollegen. Der Bogen spannte sich thematisch zwischen liebevoll beobachteten Begegnungen im Land Brandenburg, Wendeerfahrungen, Naturerleben, Traumartigem, gelesen wurde von dem monströsen Ausbruch des Krieges und der Verrohung der Menschen darin, schließlich Mythisch-Märchenhaftes aus der Lausitz und liebevoll humoristisch erzählte Grenzbegegnungen zwischen Polen und Deutschen.

Musikalisch eingefasst wurde das literarische Gewebe vom Harfenspiel Savitri Hudaks, einer Potsdamer Musikerin.

Franziska Labes und Jörg Hannemann haben mit dem Ausbau der Hafenmühle eine liebevolle und entspannend wirkende Oase geschaffen. Mit ihren Ausstellungen und Veranstaltungen geben sie gute Impulse in den Ort zurück, an dem sie nun seit Jahren zuhause sind. Der Raum des Cafés trägt akustisch wunderbar die Stimmen der Lesenden und die Musik. Der Ort hat so eine eigene Ruhe. Vor allem aber werden die Vortragenden von dem ihnen entgegen gebrachten Interesse, der spürbar offenen Aufmerksamkeit des Kienitzer Publikums getragen. Ich habe hier zum zweiten Mal gelesen und war wieder berührt davon, wie intensiv die Zuhörer mit den Texten mitgehen, mit der Musik und gern im Anschluss noch das Gespräch suchen. Nachbarn bereiteten auch diesmal köstliche Häppchen vor, die im Anschluss an die Lesung zusätzlich dafür sorgten, dass man sich bei Wein und Gespräch gern und lange niederließ.

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